Bei der Befragung einiger Schüler mit Migrationshintergrund bekam unsere Gruppe sehr unterschiedliche Ergebnisse heraus.
Ein Mädchen, deren Eltern im jugendlichen Alter aus Marokko eingewandert sind, erzählte zum Beispiel, dass sie zwar sehr gut integriert sei, was u.a. Freundeskreise und Freizeitaktivitäten betrifft, dass ihre Familie dennoch versuche, die ursprünglichen Traditionen aufrecht zu erhalten. Sie feiern zum Beispiel keine „deutschen“ Feste, wie Weihnachten oder Ostern.
Sie berichtete außerdem, keinen Schwierigkeiten bzgl. ihrer Heimat begegnet zu sein. Es traten erfreulicherweise wohl keine Hänseleien oder negative Bemerkungen auf.
Auch ein ghanaischer Schüler konnte sich diesem anschließen. Er fühlt sich ebenfalls sehr integriert, hat zwar mehr ausländische Freunde, aber feiert auch deutsche Feste. Genau wie bei seiner Vorgängerin wird seine Muttersprache zu Hause gesprochen und seine Familie fährt regelmäßig für den Urlaub in das Heimatland. Beide wurden hier in Deutschland geboren und besitzen nur die deutsche Staatsbürgerschaft.
Auch in der zweiten Gruppe berichteten die Schüler von sehr unterschiedlichen Erfahrungen, Heimatsgefühlen und Familiengeschichten.
Der erste Schüler, den wir befragt haben kommt ursprünglich aus dem Iran. Er ist in Deutschland geboren und hat eine doppelte Staatsbürgerschaft. Zuhause spricht die Familie fast ausschließlich persisch. Der Schüler gab an, sich eher persisch als deutsch zu fühlen, obwohl er beide Länder als seine Heimat bezeichnen würde. In den Ferien fährt die Familie gerne in den Iran, jedoch meist in andere europäische Länder.
Sein Freundeskreis besteht zum größten Teil aus Jugendlichen mit Migrationshintergrund, allerdings nicht ausschließlich anderen Iranern, er habe aber auch deutsch Freunde, so der Schüler. Seine Eltern hingegen haben ausschließlich Freunde aus dem Iran, die auch in Deutschland wohnen. Trotzdem fühlt er sich ehr gut integriert und hat fast nie mit Diskriminierung zu kämpfen. „Manchmal haben Menschen aber schon die stereotypischen Vorurteile, aber wirklich diskriminiert werde ich nicht.“
Die zweite befragte Schülerin ist in Serbien geboren. Sie hat die italienische und die serbische Staatsbürgerschaft, wird die deutsche im nächsten Jahr jedoch erhalten. „Ich bin nicht so richtig Serbin.“, sagt sie über sich selbst und dass sie sich deutsch fühle. Auch zuhause spricht die Familie fast nur deutsch, sie spreche nicht gut albanisch, möchte es aber unbedingt noch besser lernen, da sie Sprachen sehr mag. In Albanien wird sie als „die Deutsche“ bezeichnet. In Deutschland jedoch hatte sie noch nie mit Vorurteilen oder Diskriminierung zu kämpfen gehabt.
Ihr Freundeskreis ist sehr durchmischt, „wie bei jedem anderen Jugendlichen auch“.
In den Ferien fährt die Familie gern nach Serbien, aber auch nach Italien, da sie in beiden Ländern Familie haben. Aber auch in andere europäische Länder reist die Familie oft und gerne.
Die dritte befragte Schülerin unterscheidet sich von den beiden ersten, da sie erst sehr spät (im Alter von 9, fast 10 Jahren) nach Deutschland gekommen. Sie ist in Russland in Tscheljabiksk geboren, wo sie mit ihrer Mutter auch gelebt hat. Ihre Großmutter ist Deutsche und wanderte aufgrund des Krieges in die Ukraine aus, wo sie gemeinsam mit ihrem Großvater ein Dorf gründete. Die Familie war sehr arm in der Ukraine und wurde verfolgt, weil sie deutsch waren. Während des zweiten Weltkrieges flüchtete die Familie nach Kasachstan, auch hier wurde die Großmutter diskriminiert und ihr wurde verboten deutsch zu reden. So ist die Mutter der Schülerin mit der russischen Sprache aufgewachsen.
Die Schülerin erzählt, dass sie in der Schule in Russland als Nazi bezeichnet wurde, nur weil sie deutsche Wurzeln hatte.
1997 stellte die Familie einen Antrag zur Auswanderung nach Deutschland, nach sechs Jahren Wartezeit und einem ausführlichen Sprachtest, durften sie einreisen und kamen zunächst nach Friedland, einer Station für Aussiedler.
2003 zog sie in ein Haus, welches in einer eher kriminellen Gegend stand. Anfangs verstand sie in der Grundschule gar nichts, sie unterhielt sich mit Händen und Füßen, fand so schnell Anschluss an die anderen Kinder. Auch ihre Mutter habe viele deutsche Freunde.
Sie gibt an, sich weder deutsch noch russisch zu fühlen. Sie hat die deutsche Staatsbürgerschaft, zuhause spricht sie russisch. Sie ist in deutscher Kultur aufgewachsen, zuhause feiern sie aber auch russische Feste. In den Urlaub fährt sie eher nicht nach Russland. Sie ist in einem Sportverein und fühlt sich gut integriert in Deutschland.