Frage:
Wer ist der Hauptschuldige an der Schuldenkrise? (Nadine Schmid, Friedrich-Schiller-Gymnasium Ludwigsburg)
Meine Antwort:
Es gibt aus meiner Sicht viele, die zu der Krise beigetragen haben, wobei es immer schwierig ist, „Hauptschuldige“ zu benennen. Zunächst ist zu erwähnen, dass es bewusste Politik „von oben“ war, dass „jeder Amerikaner sein eigenes Haus“ haben sollte. ➔
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Frage:
Wer ist der Hauptschuldige an der Schuldenkrise? (Nadine Schmid, Friedrich-Schiller-Gymnasium Ludwigsburg)
Meine Antwort:
Es gibt aus meiner Sicht viele, die zu der Krise beigetragen haben, wobei es immer schwierig ist, „Hauptschuldige“ zu benennen. Zunächst ist zu erwähnen, dass es bewusste Politik „von oben“ war, dass „jeder Amerikaner sein eigenes Haus“ haben sollte. Die Banken in den USA tragen sicherlich eine große Schuld. Die Jagd nach Provisionen haben die Bankmitarbeiter fahrlässig handeln lassen. Aufgrund ihrer Profitgier haben die Mitarbeiter auch den ärmeren Personen, die sich den Traum eines eigenen Hauses erfüllen wollten, in den Jahren 2003 ff. sehr viele Hypotheken „verkauft“. Sie suggerierten, dass es kein Risiko gebe, weil steigende Häuserpreise zu erwarten seien. Wenn der Kreditnehmer seine Schulden nicht mehr zurückzahlen konnte, aber die Häuserpreise ständig steigen, würden selbst bei einer Zwangsversteigerung im Zeitablauf höhere Preise erzielt, so dass sogar beide Seiten, Banken und Kreditnehmer noch einen Gewinn erzielen konnten. Allerdings ist ferner zu berücksichtigen – ganz im Gegensatz zu Deutschland - dass derjenige, der seine Hypothekenkredite nicht mehr bezahlen kann, einfach die Schlüssel bei der Bank abgeben kann und so seine Schulden los ist. Das Risiko für die Schuldner war also begrenzt, nicht aber das der Banken. Hinzu kommt, dass die Zinsen in den USA variabel sind, nicht so wie in Deutschland, in denen Häuslebauer meist für 10 Jahre einen bestimmten Zins festschreiben, der dann auch über diese Zeitdauer gilt. Die Zentralbank in den USA haben die Zinsen über Jahre sehr niedrig gehalten, aber ab 2003 dann in Folge der Konjunkturerholung ansteigen lassen. Somit stiegen auch die Zinsen für die Kreditnehmer in den USA sehr stark, so dass insbesondere die ärmeren Kreditnehmer ihre Zinsverpflichtungen nicht mehr nachkommen konnten. Somit wird auch der Zentralbank in den USA, die den Banken Kredite gibt und die Höhe der Zinsen maßgeblich beeinflusst, eine gewisse Mitschuld gegeben. Die Banken kannten das Risiko und haben deshalb Zweckgesellschaften gegründet, die nur den einen Zweck hatten, die Kredite von den Banken aufzukaufen und in aller Welt „verbrieft“ weiterzuverkaufen, um die riskanten Papiere loszuwerden. Deshalb sind die Banken wohl als Hauptschuldige zu identifizieren. Daneben sind die Ratingagenturen zu nennen, die diese verbrieften Wertpapiere „zu gut“ geratet haben. Hier wird die Finanzierungsstruktur kritisiert. Die Banken bezahlen die Ratingagenturen für das Rating, deshalb erwarten sie auch ein gutes Rating. Die Banken (nicht nur) in Deutschland haben sich auf die guten Bonitätsnoten verlassen und die riskanten Papiere gekauft aber nicht näher geprüft. Sie versprachen hohe Renditen – auch hier steht wieder die Profitgier im Mittelpunkt. Die Staaten haben dann die Banken gerettet und dann auch noch die Wirtschaft durch immense Konjunkturprogramme gestützt. Allerdings mussten sie hierfür Kredite in Milliardenhöhe aufnehmen. Viele Staaten waren aber schon sehr stark verschuldet, u.a. deshalb, weil die Politiker Wahlen gewinnen wollen und dazu viele Versprechungen abgeben, die oftmals über Kredite finanziert werden müssen. Somit tragen auch die Politiker eine gewisse Mitschuld. Aber auch die Bevölkerung ist nicht ganz unschuldig, denn die Bevölkerung wählt meist diejenigen Politiker, die ihnen „am meisten versprechen“. Regierungen - das haben die vergangenen Monate in Europa gezeigt - die sparen wollen, werden von der Bevölkerung meist abgewählt. Somit hat auch die Bevölkerung zu der Euro-Krise, die eigentlich eine Schuldenkrise ist, dazu beigetragen. Interessant ist, dass die Amerikaner immer nach Europa schauen und sagen, dass Europa die Schuldenkrise beheben müsse, dabei sind aber die Schulden in den USA, gemessen an der Wirtschaftsleistung, viel höher als in Europa. Allerdings wird das in der amerikanischen Presse kaum erwähnt.